(Erlebnisbericht von Philip)
„Sind wir hier richtig?“ fragen wir uns, als wir durch die verlassenen Strassen vor Schloss Laufen in Schaffhausen liefen. Niemand scheint es an diesem ruhigem, kühlem Abend in diese Gegend zu verschlagen. Ein mulmiges Gefühl beschlich uns als würden wir beobachtet. Wir blickten uns um, aber niemand war zu sehen. Mit einer Ahnung über die dunkle Vergangenheit, die diesem Schloss möglicherweise widerfahren ist, näherten wir uns dem grossem, hölzernem Tor. Es ist verschlossen. Fabienne rückte näher zu mir, nahm meine Hand und sah mich fragend an. „Was machen wir nun?“,- „Ich denke, dies ist schon der richtige Weg.“ In dem Tor ist eine kleine Tür eingearbeitet, an dem ein grober Knauf heraussticht. Ich streckte meine Hand danach aus, als mit einem Ruck die Tür aufgerissen wurde. „WER DA?“, krächzte eine Stimme aus dem dunklen Innerem. Anscheinend ist doch noch Leben in den alten Gemäuern. Zumindest scheint der verwahrloste, in einer Kutte gewandete Mann, dessen Gesicht von einer Kapuze halb verdeckt blieb, durchaus lebendig. Aber so ganz sicher sollte man sich da ja nie sein.
Immer noch auf der Hut, traten wir durch die Türe und wurden augenblicklich flankiert von dem Verwahrlostem sowie einem aus dem dunklem austretendem, bleichem in Metall gerüstetem Mann, welcher eine eindrückliche Hellebarde in der rechten Hand hielt. „Fabienne und Philip Cereto. Ich denke wir sind hier richtig!“, versuchte ich mit fester Stimme zu antworten, was mir nicht sonderlich überzeugend gelang. Begleitet von dem strengem Blick der Wache und der schnüffelnden Nase des Kuttenmanns wurden wir an den Ort geführt, an dem hoffentlich wir verköstigt und nicht anderen als Verköstigung dienen werden.
Zumindest waren wir hier nicht allein in unserem Elend, sondern wir fanden uns in Gesellschaft einiger bekannter Gesichter wieder. Aber aus den Augen gelassen wurden wir nicht. Ob es nun die weisse Frau in ihrem Schlafgewand war, die immer an irgendeinem Fenster auftauchte und uns still beobachtete oder ein unschuldig aussehendes Kind, das aber verdächtig bleich und in Kleidern umher schlich, die vielleicht einem Designer vor 400 Jahren ein entzücktes Lächeln entlockt hätte, aber in unserer Epoche definitiv nichts zu suchen hatte.
Nachdem uns ein imposanter Herr willkommen geheissen hat, wurden wir in den von Kerzenlicht beschienenem Saal begleitet, wo sich unsere kleine Truppe an einem gedecktem Tisch platzierte. Niemand wusste, was uns erwartet und so betrachteten wir uns den Saal mal näher. Es gab viel zu entdecken und vieles hätte besser verborgen bleiben sollen. Wie zum Beispiel die vereinzelten Blutflecken, die wahrscheinlich vom Putzpersonal übersehen wurden.
Schon bald wurde für unser leibliches Wohl gesorgt… oder soll ich sagen, unser Leib wurde für das Wohle Anderer vorbereitet? Es wurde ein Salat serviert: „Gemischtes Kraut vom Schloss Friedhof“. Danach „Transsilvanische Blutsuppe aus roter Beete“
Zwischendurch wurden wir in einige grausige Geschichten aus der Vergangenheit des Schlosses eingeführt und uns wurde immer wieder bewusst gemacht, dass wir hier momentan noch Gast sind und momentan noch Geduldet werden. Die weisse Frau in ihrem Schlafgewand zeigte uns, dass auch nach dem Tod noch gut musiziert werden kann (gut zu wissen!). Sie hinterliess nach ihrem Spiel auf dem Klavier eine trügerische Ruhe in uns, in der wir uns in Sicherheit wiegen sollten.
Der Hauptgang wurde serviert: „Braten vom untotem Rind an Rotweinsauce mit Kartoffelstock und Gemüse“
Dadurch dass wir eine kleine Gruppe waren, hatten wir die Möglichkeit, durch die dunklen Gänge des Museums zu schlendern, wo uns dann auch die Geschichte eines früheren Schlossherrn bildlich näher gebracht wurde.
Wir entkamen glücklicherweise alle aus dieser Expedition und wurden zurück im Saal von einer sündigen Verführung überrascht:
-Blutbespritzte Macarons
-Häufchen von Tobleronemousse
-Letzte Ruhestätte von Birne und Pudding
-Cassismousse im Blutbad
-Teufelsaugen
Die Schlossherren haben uns wohl als nicht würdig empfunden, denn alle haben überlebt und hatten zudem noch eine menge Spass! Bis zum nächsten Mal!