Bal Folk mit Workshop vom 09.05.2015
Der fröhliche Klang der irischen Musik wehte mir bereits beim Betreten des Kirchhofplatzes entgegen. Dieser führte mich dann auch auf direktem Weg zur ‚Ochseschüür‘, dem reformierten Kirchgemeindehaus, wo der heutige Tanz-Workshop des Pipers Club Schaffhausen stattfinden sollte.
Ich fand mich in einem schönen grossen Raum wieder, mit roten Fliesen, dicken weissen Steinwänden und einer mittigen Holzsäule.
Hier lernte ich Kristel kennen, sie würde uns heute in die Kunst der alten französischen Tänze einführen. Dieter am Akkordeon und Iris an der Geige würden uns musikalisch begleiten.
Die Mitglieder des Pipers Club halten es eher nach der irischen Pünktlichkeit, daher waren beim offiziellen Workshop-Beginn noch kaum Leute anwesend. Dies hielt uns aber nicht davon ab, schon die ersten Schritte zu üben.
Nach Kristel’s Anweisungen stellten wir uns in einer Reihe auf und eh ich richtig wusste wie mir geschah, begann bereits die Musik zu spielen und wir machten, noch etwas unbeholfen, unsere ersten Bal Folk-Tanzsschritte.
Drei vor, drei zurück, Schritte am Ort, dann noch eine Drehung und alles wieder von vorne. Dabei sollte auch der Takt der Musik nicht vergessen werden und die Arme sollten auch noch mitschwingen… Dass wir alle zu Beginn etwas überfordert waren, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Ehrlich gesagt konnte ich nur dank der uns bekannten Musik mithalten. Nach der zweiten Runde ging es schon wesentlich besser und nach der Dritten wagte ich es sogar, meinen Blick einmal von Kristel’s Füssen zu lösen.
Der erste Unterbruch kam, als der Rest der Gruppe (mit einiger Verspätung 🙂 auch noch dazu stiess.
Jetzt sollte es richtig losgehen und wir bildeten einen Kreis.
Nun ging es Schlag auf Schlag: ‚Fröhlicher Kreis‘, ‚Branle double‘, ‚Chapelloise‘, ‚Branle du maître de maison‘.
Es überraschte mich selbst wie erleichtert ich war, als Kristel uns nach diesen ersten gelernten Tänzen vorschlug, etwas zu trinken. Von den vielen Drehungen war mir auch schon leicht schwindlig und in meinen Beinen spürte ich wohl noch nie benutze Muskeln protestieren.
In der Tat, ich hatte das Tanzen gründlich unterschätzt! Was so leicht aussah, war wesentlich anstrengender als wir wohl alle erwartet hatten.
Aber dafür machte es auch umso mehr Spass je mehr Tänze man beherrschte. Der Takt der Musik sagte einem eigentlich immer, welcher Schritt gerade zu gehen war und so langsam verstanden wir auch den Aufbau der einzelnen Tänze.
Weiter ging es mit ‚Siebenschritt‘, dem ersten wirklichen Paartanz. Nach jeder Runde wechselte der Mann eine Partnerin weiter, sodass jeder einmal mit jedem tanzen konnte. ‚Hanterdro‘, ‚Andro‘, ‚Schottischer Tanz‘ und ‚Lady Lane‘ folgten weiter mit einer kurzen Kuchen-Pause dazwischen.
Ich konnte mir das Lächeln mittlerweile gar nicht mehr vom Gesicht nehmen, so viel Freude machte mir das Tanzen!
Immer wieder reckten Passanten ihre Köpfe und schauten uns eine Weile interessiert beim Tanzen zu. Was früher ein normaler gesellschaftlicher Anlass gewesen war, gehört heute leider schon zu einer eher exotischen Unterhaltungs-Aktivität.
Am Ende des Workshops führte uns Kristel noch in den ‚Walzer‘ ein und wir wirbelten durch die schöne ‚Ochseschüür‘. Nach drei Stunden wurde der Workshop für beendet erklärt und wir beklatschten noch einmal unsere super Musiker.
In der Tat hatte mich meine mädchenhaft-romantische Vorstellung hierher geführt, dass dieser Bal Folk-Tanz etwas ähnliches sein würde, wie die grossen Tanzveranstaltungen in Filmen wie ‚Stolz und Vorurteil‘ oder ‚Sinn und Sinnlichkeit‘.
Tatsächlich war ich nicht enttäuscht worden, dennoch fragte ich mich immer wieder, wie die Frauen früher in ihren sagenhaften Kleidern mit den sieben Unterröcken auch nur einen einzigen dieser Tänze überstehen konnten, wo ich in T-Shirt und Jeans schon körperlich doch sehr gefordert wurde.
In einer grösseren Erholungspause nach dem Workshop stürzten wir uns erst einmal alle heisshungrig auf das selbst gemachte Buffet und plauderten nebenbei gemütlich miteinander.
Doch nun riefen die Instrumente und wir setzten uns nach draussen und spielten wieder selbst die irischen Tunes.
Als der Abend schon etwas fortgeschritten war, stellten wir uns wieder auf und tanzten weiter bis in die Nacht hinein. Dieses Mal begleitete uns zusätzlich Roman, Kristels Ehemann, musikalisch an der Gitarre.
Mein Gehirn vollbrachte wahre Höchstleistungen, als es sich wieder daran zu erinnern versuchte, wie die ganzen Tänze schon wieder aufgebaut gewesen waren.
Doch die Erinnerungen kamen nach den ersten Schritten schnell wieder und wir drehten uns, bis die Füsse nachgaben.
Zuletzt setzten wir uns alle wieder hin und spielten auf unseren eigenen Instrumenten, bis die Finger auch nicht mehr wollten.
Um 23.00 war dann der Anlass definitiv vorbei und wir verabschiedeten uns voneinander.
Alles in allem war dies eine grossartige und vollkommen gelungene Veranstaltung des Pipers Club Schaffhausen. Ich (und bestimmt alle anderen auch), waren begeistert vom Tanzen und freuen uns auf eine baldige Wiederholung.
Und für alle, welche nicht bis dahin warten mögen, sei die Webseite www.baladanse.ch nahegelegt ;-).
Vielen Dank an Kristel und an alle, welche an der Organisation beteiligt gewesen waren!